Autorenvorstellung
Heute möchte ich euch eine Autorin näher bringen, die ich durch reinen Zufall entdeckte. Mit ihrem mehrteiligen Familiendrama Schatten der Vergangenheit begeisterte sie nicht nur mich. Ein fesselndes Buch, das dich mit viel Gefühl und Leidenschaft zum lachen und weinen bringt. Es berührt und bringt zum nachdenken …
Meine Lieben: die sympathische Autorin Ingrid Zellner
Ingrid Zellner wurde 1962 in Dachau geboren und studierte Theaterwissenschaft, Neuere deutsche Literatur und Geschichte in München und schloss dieses 1988 mit dem Magisterexamen ab. Seit dem war sie unheimlich fleißig und hatte Engagements als Dramaturgin am Stadttheater Hildesheim und an der Bayerischen Staatsoper München. Sie arbeitet als Freie Sprachdozentin und Übersetzerin (Schwedisch und Englisch) sowie Autorin. Ingrid Zellner schreibt Artikel, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Romane; Abhandlung über die Geschichte des Hindi-Films im Indien-Magazin, sowie die deutschen Untertitel für die Kurzfilme „Megha“ und „Omar“ in dem preisgekrönten Film “ I Am “ des indischen Regisseurs Onir. 2003 war sie Preisträgerin des Kurzgeschichten-Wettbewerbs „Tiergeschichten“ des Magic Buchverlags („Das weiße Rentier“). 2004 Preisträgerin des Kurzgeschichten-Wettbewerbs „Hexen und Zauberer“ des Magic Buchverlags („Blutende Sterne“). 2005 Preisträgerin des Kurzgeschichten-Wettbewerbs „Unerklärliche Erlebnisse“ des Magic Buchverlags („Das leere Weinglas“).
Ingrid Zellner – Schatten der Vergangenheit
Ein neues Leben
Vor 25 Jahren ist Raja Sharma aus dem kleinen indischen Ort Shivapur bei Pune wegen Vergewaltigung und Mord an einer jungen Frau zu lebenslänglicher Haft und Zwangsarbeit verurteilt worden. Wegen guter Führung wird er nun freigelassen, doch er hat kein Zuhause, in das er zurückkehren könnte: Sein jüngerer Bruder Anil hat damals nach jenen Ereignissen Raja aus der Familie ausgestoßen. Das einzige, was Raja in all den Jahren noch erfahren hat, war, dass Anil bald nach Rajas Inhaftierung Sita geheiratet hat – Sita, Rajas große Liebe, die sich von Raja schnöde verlassen wähnte, da weder Raja noch Anil ihr jemals die Wahrheit über Rajas Verbrechen gesagt haben.
Nur ein einziges Mal möchte Raja nach seiner Freilassung seine Familie wiedersehen, um zu erfahren, ob es ihnen gut geht… Doch mit diesem einen verstohlenen nächtlichen Besuch vor dem Haus von Anil, Sita und ihren beiden erwachsenen Söhnen Surya und Sumair tritt Raja ungewollt eine Welle los, die Schicht um Schicht und Kapitel um Kapitel seine Vergangenheit aufrollt und immer neue Einzelheiten und auch Lügen rund um das Verbrechen aufdeckt, für das Raja 25 Jahre lang gebüßt hat – Details, die selbst den Beteiligten meist nicht bekannt waren und die mehr und mehr ihre gegenseitigen Verstrickungen offenlegen. Doch erst mit Hilfe seines Freundes Vishal, den Raja im Gefängnis kennengelernt hat, kommt die ganze tragische Wahrheit ans Licht…
Wie würdest du dich den selbst beschreiben?
Ingrid: Positiv – ich bin eine entschiedene Verfechterin des positiven Denkens und fahre damit schon seit Jahrzehnten sehr gut. Genügsam, zuverlässig und pflegeleicht. Ich habe viele Interessen; zum Glück bin ich freifliegend, sprich: freiberuflich tätig (Sprachdozentin und Übersetzerin Schwedisch), so dass ich vieles davon verwirklichen kann: schauspielern, singen, reisen (bevorzugt in den hohen Norden)… und eben Geschichten erzählen. Und ich liebe Schweden und träume davon, eines Tages dort zu leben.
Hast du als unheimlich aktive und fleißige Frau überhaupt noch die Zeit ein Buch wirklich in Ruhe zu lesen?
Ingrid: Zum Glück ja… und seit ich in meiner Wohnung nach einer gründlichen Reduzierung meiner Besitztümer einige Möbel rausgeschmissen und mir dafür eine gemütliche Sitzecke eingerichtet habe, nehme ich mir sogar wieder richtig gerne Zeit dafür.
Was würden wir den in deinem Bücherregal finden?
Ingrid: Einen kunterbunten Mix aus Romanen, Dramen und Krimis in deutscher, schwedischer und englischer Sprache, dazu Bildbände und Reiseliteratur über Skandinavien und die Arktis, Bücher zu den Themen Magie, Musik, Geschichte und Indien und all die Publikationen, an denen ich in meiner Zeit als Dramaturgin an der Bayerischen Staatsoper München aktiv beteiligt war – Jahrbücher, Programmbücher, Sachliteratur und so weiter.
Hast du ein Lieblingsbuch?
Ingrid: Eines rauszupicken fällt mir schwer. Ein Buch, in dem ich immer wieder gerne blättere und lese, ist „Siddhartha“ von Hermann Hesse. Aber das ist jetzt wirklich nur eines aus einem ganzen Stapel Bücher, die ich sehr liebe.
Wann hast du angefangen zu schreiben? Wann stand fest : Ich werde Schriftstellerin?
Ingrid: Erste Versuche stammen aus meiner Studentenzeit. 1996 wurden zwei Märchen-Bühnenstücke von mir veröffentlicht (Deutscher Theaterverlag Weinheim), ab 2003 ein paar Kurzgeschichten (Magic Buchverlag)… und dann fing ich 2009 aus einer Laune heraus an, „Schatten der Vergangenheit“ zu schreiben. Als hauptberufliche Schriftstellerin würde ich mich noch gar nicht bezeichnen… noch verdiene ich mein Geld hauptsächlich mit anderen Tätigkeiten. Aber jetzt habe ich Blut geleckt. Es gibt noch so viele unerzählte Geschichten.
Ich lese gerade “ Schatten der Vergangenheit – ein neues Leben“ und bin fasziniert. Bilder von Indien und Bollywood huschen durch meinen Kopf. Wie kamst du auf diese Idee?
Ingrid: Bollywood ist tatsächlich nicht unschuldig an dieser Geschichte. Ich hatte Lust, eine Fanfiction für ein Hindi-Kino-Forum zu schreiben – und eines Tages war plötzlich diese Grundidee da: ein Mann, der nach fünfundzwanzig Jahren Gefängnishaft freigelassen wird und nun vor der Aufgabe steht, sich in dieser ihm fremd gewordenen Welt zurechtzufinden und seinen Platz in der Gesellschaft und in seiner Familie, die ihn ablehnt, wiederzufinden. Um diese Idee und diese Figur – Raja – habe ich dann einen kleinen Plot konstruiert, der sich dann beim Schreiben natürlich noch einmal völlig verändert hat (Geschichten haben nun mal üblicherweise einen eigenen Kopf). Am Schluss stand „Ein neues Leben“ fertig vor mir – und ich wusste: das war es noch nicht. Ich wollte noch mehr über Raja und seine Familie wissen, seinen Lebensweg weiter verfolgen. Also schrieb ich weiter… bis ich am Ende sechs Bände in der Schublade hatte. Und ich freue mich, dass in diesem Jahr jetzt schon der vierte im Brighton-Verlag herauskommt.
Deine Leidenschaft für das Hindi Cinema ist unglaublich- besitzt du wirklich über 600 Filme?
Ingrid: Ja, von Schwarzweiß-Filmen aus den 1940ern bis zu aktuellen Streifen – und die gesamte Genre-Bandbreite, nicht nur die bonbonbunten Liebesfilme, die man hierzulande meistens einzig mit „Bollywood“ assoziiert, was so einfach nicht stimmt. Das Hindi-Kino ist sehr viel mehr als nur Zuckerwatte mit Musik und Tanz. So mancher Film könnte im internationalen Wettbewerb locker mithalten, scheitert aber hierzulande an dem von den Medien geschürten Vorurteil, indische Filme seien immer nur „Kitsch mit Happy-End“. Viele gehen deswegen gar nicht erst rein. Sie ahnen nicht, was für cineastische Perlen sie da manchmal verpassen.
Hast du einen Lieblingsschreibplatz?
Ingrid: Ja – meinen superbequemen Fernsehsessel in meinem Indien-Zimmer. Füße hoch, Laptop auf den Schoß, und dann kann’s losgehen. 🙂
Rituale vorm Schreiben?
Ingrid: Nicht zwingend. Wenn ich eine Idee habe, dann schreibe ich sie sofort auf, und meist lege ich völlig spontan los, wenn ich gerade Lust habe. Aber wenn ich mich ganz gezielt hinsetze, um eine längere und vielleicht auch komplizierte Kiste zu schreiben, dann mache ich mir vorher noch einen schönen Kaffee. Das könnte man glatt als Ritual durchgehen lassen.
Wer ist dein größter Kritiker?
Ingrid: Meine beste Freundin und Schreibschwester Simone Dorra. Deren erster Roman in diesem Sommer im Silberburg-Verlag herauskommt
Auf was dürfen wir uns den als nächstes freuen? Wie sehen deine literarischen Zukunftspläne aus ?
Ingrid: Im Moment schreibe ich zusammen mit Simone an einer Geschichte, die in Kashmir spielt und in der zwei Männer beste Freunde und Brüder werden. Außerdem spiele ich mit dem Gedanken, auch meiner Wahlheimat Schweden mal einen literarischen Tribut zu zollen. Vielleicht eine kleine Naturgeister-Geschichte, in der auch Trolle und Elfen vorkommen… oder eine Erzählung, in der ich Erlebnisse aus den Regionen nördlich des Polarkreises verarbeite, wo ich mich am liebsten aufhalte. Da grüble ich noch.
Ich danke dir liebe Ingrid für deine Zeit – fühl dich lieb (((gedrückt)))
Wer mehr über die sympathische Autorin und ihre Bücher erfahren möchte, besucht doch mal ihre Homepage:
oder den Brighton Verlag, bei dem ihr auch alle Infos zu ihren Büchern findet
Ich wünsch euch viel Spaß beim lesen und stöbern
Sabine
PS das sind keine Schreibfehler sondern Spezialeffekte meiner bösen Tastatur
Kann ich alles nur bestätigen und es gibt die Bücher auch als EBook, was ich sehr praktisch fand.
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